„mir so nah“ ist ein Virtual Reality Erlebnis, das die Thematik des Artensterbens spürbar machen soll und die Betrachter:innen in phantastische Welten bedrohter oder ausgestorbener Tiere versetzt.
Das knapp 14-minütige Erlebnis entstand als eine Neuinterpretation des theatralischen Bühnenraums in Kooperation des Master-Studios System+Interaktion der HfK Bremen mit dem Theater Bremen und deren aktueller Spielzeit –„Revue. Über das Sterben der Arten“ –inszeniert von Felix Rothenhäusler und Theresa Schlesinger. Während „Revue“ einen Überblick über die jeden Tag um etwa 150 Tier-und Pflanzen schrumpfende Artenvielfalt auf diesem Planeten geben möchte, will „mir so nah“ uns ein Tier näher bringen, das noch nicht verschwunden ist – die Honigbiene.
Durch das Erleben aus der Ich-Perspektive sollen Zuschauende sich einfühlen können, selbst „zum Tier werden“ und vielleicht anschließend bewusster über die eigene Rolle in diesem Gefüge reflektieren. Visuell lässt sich „mir so nah“ von der Wahrnehmung durch die Biene inspirieren und interpretiert die Welt der Tiere in abstrakten Formen, vielfältigen Farben und Allegorien auf das Phänomen des Verschwindens.
Präsentiert wird das Stück in einer dafür entwickelten Box mit VR-Brille, Licht und Sound. Ein schlichter schwarzer Screen mit dem Titel in Weiß gibt dem Zuschauer einen Moment Zeit, um sich an die virtuelle Umgebung zu gewöhnen. Die Bewegung durch die Räume wird bewusst langsam geführt. Zum einen um das sonst für VR typische Schwindel-Empfinden zu vermeiden, zum anderen aus dramaturgischen Gründen: Die Biene sieht mit etwa 200 Bildern pro Sekunde die Welt wie in Zeitlupe. Trotzdem wirken die jeweiligen Szenen, etwa im Bienenstock oder auf der Blumenwiese, kurzweilig. Die bildgewaltigen Orte der abstrakten Bienenwelt, die sich vor den Augen der Betrachter:innen entfaltet, laden zum explorieren ein.
Dass man trotz des starken Abstraktionsgrades stets der Handlung folgen kann, ist der Narration zu verdanken. Sie gibt an den entscheidenden Stellen – mal dokumentarisch, dann wieder poetisch theatralisch – entsprechende Hinweise, die einerseits hilfreich sind und andererseits auch den ganz speziellen Geschmack dieser Anwendung prägen.
Die musikalische Begleitung der Komponisten Jo Flüeler und Moritz Widrig, fügt sich mit ihrem großen Klangspektrum nahtlos in die Bandbreite an Bildern und Szenen ein. Von elektronischen Sounds über fragmentarische Klänge bis hin zu Anspielungen an Filmmusik ist alles im Repertoire vorhanden.
Die Musik schafft es, die Erzählung auf spielende Weise – vom Larvenstadium in der Wabe bis zum Tod der ausgewachsenen Biene in der nahrungslosen Einöde – zu begleiten. Am Ende ist man irgendwie traurig, dass es schon vorbei ist.
Das Logbuch über die Zusammenarbeit lässt sich auf der Webseite der Kulturschaffenden lesen. Das Endergebnis wurde vom Theater Bremen innerhalb eines digitalen Eventwochenendes veröffentlicht. Teilnehmer•innen erhielten postalisch über einen Posterflyer Zugriff zum Video und Informationen zum Thema.
Konzept, Gestaltung und Bilder:
Janina Ebner
Céline Schmidt
Lisa Schramm
Sarah Keilbach
Nils Pisarsky
Thi Laura Mai Nguyen Chi
Projekt-Partner:innen am Theater Bremen:
Felix Rothenhäusler
Theresa Schlesinger
Marianne Seidler
Farina Holle
Narration:
Nadine Geyersbach
Musik:
Jo Flüeler
Moritz Widrig
Betreuung:
Prof. Tanja Diezmann
Prof. Detlef Rahe